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Hilferuf der Reitschule-BeizenRössli-Bar und Sous le Pont fehlt es an Gästen und Geld

Das Restaurant Sous le Pont in der Reitschule in der Stadt Bern hat derzeit zu wenig Kundschaft.

Der Instagram-Post aus der Reitschule klingt dramatisch. «Das Restaurant Sous le Pont und die Rössli-Bar brauchen Cash und Support!» Sie seien an einem Tiefpunkt angelangt, «der uns finanziell sehr zu schaffen macht», schreiben die Betreibenden.

Den beiden Berner Beizen fehlen die Gäste. In ihrem Post fordern sie diese auf, wieder zu kommen, Werbung zu machen oder Verbesserungsvorschläge zu bringen.

Nicht nur den beiden Lokalen in der Reitschule geht es schlecht. Im Februar hat bereits die Brasserie Lorraine Alarm geschlagen und um Spenden gebeten. Während der Pandemie hat die Brass einen Covid-Kredit erhalten, den sie nun zurückzahlen muss.

Zudem kamen die Gäste nach der Pandemie nicht mehr so zahlreich zurück, und die gestiegenen Lebenskosten lassen sie weniger bestellen. «Während die Gäste früher mehrere Gänge und dazu verschiedene Getränke konsumierten, bestellen sie heute noch den Hauptgang und Hahnenwasser», teilt die Brass mit.

Hoffnungsschimmer für die Brass

Seit dem Spendenaufruf im Februar habe man 60’000 Franken erhalten, sagt die Brass. Der Aufruf habe eine «Welle der Solidarität» bewirkt. Die Menschen seien wieder vermehrt in die Brass gekommen, und viele hätten einen «grosszügigen kleinen Betrag» gespendet.

Das Restaurant Brasserie Lorraine hat finanzielle Probleme.

Noch ist die Brass nicht über den Berg. Sie braucht insgesamt 100’000 Franken. «Aber wir sehen einen Hoffnungsschimmer», so die Brass.

Leute haben weniger Geld zur Verfügung

Die Reitschule nennt in ihrem Post zudem weitere Kulturhäuser, die Probleme hätten, etwa ihren Nachbarn, das Kapitel. Der Mitinhaber Diego Dahinden bestätigt denn auch: «Es geht uns wie allen in der Club- und Gastrobranche: Es ist herausfordernd.» Die Sicherheitssituation auf der Schützenmatte sieht er nicht als Ursache. «Es hat dort immer mal mehr und mal weniger Kriminalität gegeben.»

Dahinden sieht eher die allgemeine Teuerung als Problem. Vor allem die alternative Kulturbranche spüre, dass die Leute aufgrund der steigenden Lebenskosten weniger Geld hätten, sagt er.

Gäste entscheiden häufig spontan

Das bestätigt Corina Liebi (GLP), die Geschäftsführerin der Berner Bar- und Clubkommission (Buck). Sich einen Überblick über den Zustand des städtischen Nachtlebens zu verschaffen, sei aber schwierig. Denn Zahlen dazu, wie es den einzelnen Betrieben gehe, habe die Buck nicht. Trotzdem nennt Liebi verschiedene Gründe für die Schwierigkeiten.

Zum sparsameren Publikum komme, dass auch für die Betreiberinnen und Betreiber die Kosten gestiegen seien, sagt sie. «Die Betriebe straucheln unter anderem wegen der hohen Energiepreise und der gestiegenen Mieten.»

Eine weitere Schwierigkeit sei, dass sich die heutigen Nachtschwärmerinnen und Ausgänger nicht mehr im Voraus festlegen wollten, was sie unternähmen. Sie lassen sich treiben und besuchen Clubs oder Konzerte spontan, anstatt bereits im Vorverkauf ein Ticket zu kaufen.

«Das macht es für die Veranstaltenden sehr schwierig zu planen», erklärt Liebi. So komme es vor, dass ein Club die Veranstaltung aus Angst vor einem Defizit absage, wenn der Vorverkauf schlecht gewesen sei. «Das führt aber zu einem Teufelskreis.»

Junge Menschen leben gesünder

Zudem habe sich das Ausgehverhalten der jungen Leute verändert, sagt Liebi. Diese würden seltener ausgehen als vor der Pandemie, etwa nur noch einmal statt zweimal pro Woche. «Die Leute wollen gesünder leben», sagt Liebi. Das zeige sich auch daran, dass sogenannte Day Raves, also Tanzen am Tag statt bis in den frühen Morgen, zunehmend beliebt seien.

Das bestätigt auch Diego Dahinden vom Kapitel. «Nachts sind weniger Leute unterwegs, und sie trinken nur noch halb so viel Alkohol.»

Gemäss Kapitel-Mitgründer Diego Dahinden trinkt das Nachtvolk in Bern weniger Alkohol als vor der Pandemie.

Doch gemäss Liebi spüren diese Entwicklungen nicht alle Betriebe in der Gastro- und Clubszene gleichermassen. Den Pop-ups gehe es besser als den stationären Betrieben und den Bars meist besser als den Clubs. «Wir sehen eine Verschiebung der Kundschaft von den Clubs zu den Bars.»

Doch widerspricht das nicht der Tendenz zum gesunden Lifestyle? «In einer Bar kann man auch einen aufwendigen alkoholfreien Cocktail trinken und sich dazu unterhalten», antwortet Liebi.

Gaskessel beliebt bei junger Ausgehgeneration

Sie vermutet, dass viele der früheren Gäste während der Pandemie eine Familie gegründet und ihr Ausgehverhalten deshalb der Familie angepasst hätten. Gleichzeitig sei aber das Nachrutschen der jüngeren Generation ausgeblieben. «Während der Pandemie hat eine ganze Generation den Einstieg ins Nachtleben verpasst.»

Oder die junge Generation geht an andere Orte. Zum Beispiel in den Gaskessel. Dieser habe letztes Jahr mit rund 40’000 Eintritten einen Rekord erzielt, sagt Co-Teamleiter Francisco Droguett. Das Publikum des Gaskessels ist mit 16 bis 25 Jahren noch sehr jung.

Im letzten Jahr hatte das Jugend- und Kulturlokal Gaskessel einen Besucherrekord.

Mit 20 Franken sei der Eintritt in den Kessel vergleichbar mit anderen Clubs. An der Bar sei aber immer nur wenig konsumiert worden, sagt Droguett. Die Jugendlichen würden draussen Mitgebrachtes trinken. Daher könne er nicht sagen, ob sich der Alkoholkonsum verändert habe.

Erst im Herbst habe der Ansturm seit der Pandemie etwas nachgelassen, sagt Droguett. «Allerdings habe ich das Gefühl, dass sich die Situation langsam wieder normalisiert auf das Niveau vor der Pandemie.»

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